Geschichte des RJM

Das 1901 gegründete Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde wurde 1906 in der Kölner Südstadt am Ubierring eröffnet. Hervorgegangen war das RJM aus der über 3.500 Objekte umfassenden Privatsammlung des Weltreisenden Wilhelm Joest, Sohn eines Kölner Zuckerfabrikanten, die dieser nach seinem frühen Tod im Jahr 1897 seiner in Köln mit Eugen Rautenstrauch verheirateten Schwester Adele hinterlassen hatte.

Zum Gedenken an ihren Bruder und ihren drei Jahre später ebenfalls verstorbenen Ehemann finanzierte Adele Rautenstrauch den Bau des Museums, dessen Sammlungsbestand heute etwa 65.000 Objekte aus Ozeanien, Afrika, Asien und Amerika, 100.000 historische Fotografien und 40.000 Fachbücher umfasst.

Das 19. und der Beginn des 20. Jahrhunderts war aber nicht nur ein Zeitalter der Reisen und „Entdeckungen“, sondern auch der kolonialen Unterdrückung – auch die Ethnologie entwickelte sich in dieser Zeit als eigenständige Fachrichtung. Köln war eine der Hochburgen der deutschen Kolonialbewegung. Die Gründungsgeschichte des RJM fällt auch in diese Epoche, und ein wichtiger Teil der Sammlung stammt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt: der gesamte Nordflügel wurde bis zum Erdgeschoss hinab zerstört. Trotz eines Anbaus Anfang der 1960er Jahre wurde es zu klein für die Sammlung und die Ausstellungen.

Zudem hatten die Kölner „Jahrhunderthochwasser“ 1993 und 1995 die unterirdischen Depotflächen unbrauchbar gemacht – ein Neubau wurde zwingend erforderlich: Nach fünfzehnjähriger Planungs- und Realisierungszeit präsentiert sich das RJM seit Herbst 2010 der Öffentlichkeit am Neumarkt mit einer kulturvergleichenden Ausstellung. Das Museum hat mit seiner Neueröffnung eine Reihe von Auszeichnungen erhalten. Die bedeutendste darunter ist die Verleihung des Museumspreises des Europarates im Jahr 2012. Außerdem wurde es 2012 für den "European Museum of the Year Award (EMYA)" nominiert und 2013 in den "Excellence Club" der "Best in Heritage" aufgenommen.

Mit der ersten Restitution im Jahr 2018, einem mumifizierten Kopf Toi Moko anAotearoa/Neuseeland, begann das RJM aktiv seine Sammlungsgeschichte aufzuarbeiten. Sammlungs- und Institutionsgeschichte, Provenienzforschung und intensive Kollaboration mit den Herkunftsländern, aus denen die Objekte stammen, sind zentrale Themen für das Museum geworden.

Die Dauerausstellung soll in den kommenden Jahren in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus dem Globalen Süden und aus der Diaspora weiterentwickelt und überarbeitet werden.